Vom Geist des Heimatforschers (6)
17. September 1940
Kölling hält einen Lichtbildervortrag über den Weltpiraten England.
Die Zeitungsmeldung ist von ihm selbst verfasst.
Woher die Lichtbilder des Vortrages stammten, zeigt dieses Plakat[19] von 1940:
Es handelt sich um Text- und Dia-Material der
R e i c h s p r o p a g a n d a l e i t u n g der NSDAP, Hauptamt 1 ‚Aktive Propaganda‘:
1. Februar 1941
Zum Gedenktag der Machtübernahme spricht Kölling
über die Bedeutung des 30. Januar als größten Wendepunkt der deutschen Geschichte, der auch der Ausgangspunkt der europäischen Neuordnung, ja der Anfang einer neuen Weltordnung überhaupt ist.
==================================== Hintergrund ====================================
Zur Vorbereitung der erwähnten europäischen Neuordnung hatte die deutsche Armee bis dato die Tschechoslowakei zerschlagen sowie Polen, Norwegen, Dänemark, Belgien, Luxemburg, die Niederlande und den größten Teil Frankreichs erobert. Der Angriff auf die Sowjetunion war bereits in Planung.
Bemerkenswert , dass Kölling hier schon Anfang Februar 1941 eine neue Weltordnung ankündigt, wo doch der dazu gehörige Überfall auf die Sowjetunion erst am 22. Juni erfolgt!
Hitlers schwebte „ein >rassereines< Großreich vom Atlantik bis zum Schwarzen Meer vor, das die Grundlage seiner Weltherrschaft bilden sollte. Gleichwertige >germanische Völker< unter der Vorherrschaft des Großdeutschen Reiches sollten das Rückgrat einer neuen europäischen Raumordnung bilden, in der die ost- und südosteuropäischen slawischen Völker unterjocht würden. Der osteuropäische Raum bis zum Ural war als germanisches Siedlungsgebiet gedacht. […] Nichts anderes sah der >Generalplan Ost< vor, den der Leiter des >Reichskommissariats für die Festigung deutschen Volkstums<, Heinrich Himmler, 1941 abgesegnet hatte. Nach dem Angriff auf die UdSSR wurde er in die Praxis umgesetzt."[20]
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3. Dezember 1941
Kölling spricht "über die politische und militärische Bedeutung des Mittelmeerraums".
Ausgehend von dem Wort des Führers, daß das deutsche Volk wieder lernen müsse, in Kontinenten zu denken, zeigte er, welche Rolle das Mittelmeer in der Geschichte gespielt hat, im jetzigen Kriege spielt, und später im europäisch-afrikanischen Großwirtschaftsraum spielen wird.
Der Schulungsauftrag ist deutlich: Das Kriegshandeln des Führers ist zu vermitteln (Landung des Afrika-Korps, Einnahme Jugoslawiens, Griechenland und Kretas) und in übergreifende NS-Ziele einzuordnen.
In den Worten eines modernen Historikers:
„Das Engagement in Nordafrika hatte längst vielfältige Machtphantasien geweckt. In deutschen Führungskreisen sahen manche den Zeitpunkt für einen europäischen Großwirtschaftsraum gekommen, erweitert bis zum Persischen Golf und ergänzt um ein deutsches Kolonialreich in Mittelafrika.“[21]
11. März 1942
Während der Vorstoß der deutschen Armee in die Sowjetunion seine bisher größte Tiefe erreicht, spricht Kölling über den Ostraum als deutsches Zukunftsland.
Geschichtlich rückblickend führt er aus,
daß bis 1933 die Bedeutung des Ostens im deutschen Volke verkannt sei. […]
Trotzdem haben die Ostprovinzen und die Volksdeutschen jenseits der Grenzen durch ihren immerwährenden Kampf um ihr Deutschtum als Wellenbrecher gegen die vordringenden Slaven und Asiaten eine hohe politische Aufgabe erfüllt. […]
und erklärte dann,
wie das durch das deutsche Schwert eroberte Land durch deutsche Arbeit für unsere Nahrungsfreiheit nutzbar gemacht wird und welche Leistungen schon in dem Gau Westpreußen und in dem Warthegau vollbracht sind.
============================= Hintergrund =========================
Der so genannte W a r t h e g a u war aus Polen in das Reich eingegliedert worden. Um ihn zu „germanisieren“, wurden von dort ca. 250.000 ethnische Polen und Juden ins besetzte „Generalgouvernement Polen“ deportiert, wo während des Krieges rund drei Millionen polnische Juden und fast ebenso viele Polen durch Mord und Terror zu Tode kamen.
N a h r u n g s f r e i h e i t durch das d e u t s c h e S c h w e r t heißt: Ernährungssicherheit durch Angriffskrieg.
Der Ernährungsbeauftragte Görings und spätere Landwirtschaftsminister Herbert Backe, der 1940/41 federführend beim s.g. „Hungerplan“ gewesen war, - mit einkalkulierten 20 bis 30 Millionen verhungernden Sowjetbürgern - entwarf 1942 in seinem Buch „Um die Nahrungsfreiheit Europas“ einen „Großwirtschaftsraum“ von Völkern „gleicher oder verwandter Rasse“ unter deutscher Führung - umgeben von „Ergänzungsräumen“, darunter auch die Agrarüberschussgebiete Ost- und Südosteuropas.[22]
Die projektierten „Marken Ingermannland, Memel-Narew-Gebiet und Gotengau“ nach "Generalplan Ost" Version 1942.
(Wikipedia, Artikel „Generalplan Ost“)
Der thematisch passende S c h u l u n g s b r i e f 3/1942:
„Der deutsche Soldat kämpft für gerechte Ordnung gegen jüdische Weltzerstörung“
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sowie: https://aggb-katalog.de/vufind/Record/ifz.221734
[21] Rolf-Dieter Müller, Hitlers Wehrmacht 1935 bis 1945. München 2012, S. 176
[22] Wikipedia, Artikel „Generalplan Ost“, „Generalgouvernement“, „Hungerplan“.
Ferner: https://www.europa.clio-online.de/essay/id/artikel-3528?language=de
Ferner: Ernst Langthaler, Schlachtfelder, Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938-1945. Wien, Köln, Weimar 2016, S. 17.