Vom Geist des Heimatforschers (4)

Im Hauptteil derselben Zeitungsausgabe[12] behandelt Kölling das Thema noch einmal. Er gratuliert der Heimatzeitung zum 175jährigen Bestehen, lobt

ihr Streben zum deutschen arteigenen Volkstum […] 

durch eine Welle nationalen Tiefstandes hinübergetragen in unsere Zeit des völkischen Aufbaues

und begrüßt, dass

heute der Nationalsozialismus ein neues Volk schaffen will, ein Volk, das seine blutsmäßigen Bindungen erkennt und achtet, das fest in seinem Heimatboden wurzelt und in dem arteigenes Volkstum wieder lebendig wird […]

 

"Der ewige Deutsche Soldat"

19. März 1938 (Heimatblätter Nr. 11, Beilage zur Schaumburger Zeitung)

In einer Mischung aus Zitat und Bericht schildert Kölling einen Angriff des 164er-Regimentes auf englische Truppen im Rahmen der letzten deutschen West-Offensive im März 1918. Die Höhepunkte werden im Stil der späteren „Landser“-Hefte erzählt. 

Ein Gasangriff gegen die englische Artillerie: 

Von drüben kommt ein seltsames, leise brodelndes Klacken, die englische Artillerie wird vergast. Tommys Artillerie wird stumm. 

Ein Grabenkampf gegen die Engländer:

Schon hat Hornig zwei Handgranaten auf einmal abgezogen und in den kribbelnden Haufen nach links geworfen […] und springt einem Tommy an die Gurgel. Unterdessen haben mehrere Schüsse aus meiner Pistole einen langen Korporal und seine beiden MG-Leute zusammenklappen lassen. […]

Ehe ich mich wieder erhoben habe, sind schon zwei Tommys über mir. Während ich dem einen einen Tritt vor den Bauch gebe, schlägt Frühbrodt dem anderen die bereits abgerissene Handgranate ins Gesicht, daß dieser röchelnd zusammensinkt, wirft noch im allerletzten Augenblick die Gestielte nach rechts in ein Rudel Engländer, wo sie als Schrapnell krepiert und mehrere Tellerhelme kreiselnd hochsteigen läßt. […] 

Der Hohlweg westlich Noreuil ist gesäubert.

Zusammenfassung:

Vor uns entrollte sich in wenigen Strichen gezeichnet ein ergreifendes Bild schlichter Treue, selbstverständlicher Pflichterfüllung und unverzagter Männlichkeit. Der deutsche Soldat vom Frühjahr 1918 bleibt für alle Zeit ein Vorbild echten Soldatentums. In ihm lebte jene soldatische Haltung, die das deutsche Schicksal über die Jahre des Verfalls hinübertrug in das wiedererstandene Deutschland. 

Es ist der Geist des  „e w i g e n  d e u t s c h e n   S o l d a t e n“.

Die Jahre des Verfalls sind natürlich die Jahre der Weimarer Demokratie, und das wiedererstandene Deutschland ist Hitlers NS-Staat.

Gerade eine Woche vor Erscheinen dieses Aufsatzes war am 12. März 1938 der ewige deutsche Soldat auf Befehl Hitlers in Österreich einmarschiert.

 

 

Der linientreue Politische Leiter

 

Auf einer Versammlung der NSDAP-Ortsgruppe im Mai 1938 [13] tritt Kölling erstmals als neuer  S c h u l u n g s l e i t e r  auf. 

Er ist Hauptredner des Abends und spricht, ganz auf der Linie seines bekanntes Schwerpunktthemas, über Volkstum und Rasse unserer Ostmärker.

Auch dieser Vortrag gehört unzweifelhaft zur propagandistischen Begleitmusik des „Anschlusses“ Österreichs und der Schaffung des „Großdeutschen Reiches“.

============================ Hintergrund ==========================

Der  S c h u l u n g s l e i t e r  der NSDAP-Ortsgruppe gehörte zum  S t a b  des  

O r t s g r u p p e n l e i t e r s  (dem „Hoheitsträger“ des Ortes) und war „Politischer Leiter“ neben OG-Geschäftsführer, OG-Kassenleiter, OG-Organisationsleiter, OG-Propagandaleiter und OG-Presseamtsleiter. 

 Er stand „im Mittelpunkt der Anstrengungen der NSDAP, auch ihre Mitglieder im Sinne der NS-Weltanschauung ständig zu ‚erziehen‘ und auf die langfristigen Ziele des Nationalsozialismus einzuschwören: die Bekämpfung politisch Andersdenkender und die Verfolgung der jüdischen Bewohner in der Ortsgruppe sowie eine nachhaltige Einstimmung auf eine aggressive Außenpolitik Hitlers.“[14]

Köllings fachlicher Vorgesetzter, der Gau-Schulungsleiter, beschrieb auf einer Tagung aller Schulungsleiter des Kreises in Rinteln (also wohl auch in Anwesenheit Köllings) die Aufgabe so:

„Die Schulung wacht, daß die Weltanschauung des Nationalsozialismus nicht verwässert wird, sondern kompromißlos zur Geltung kommt.“[15]

 

 

Offizielle Handreichung für die Schulungsleiter war 

D e r   S c h u l u n g s b r i e f , der monatlich von der Reichsorganisationsleitung der Partei zugestellt wurde.

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Die Redemanuskripte, Protokolle u.s.w. sind natürlich vernichtet worden, und die Meldungen der Lokalpresse geben für sich allein betrachtet nur grobe Hinweise darauf, w a s  die Schulungsleiter vortrugen. Ein Bericht vom 12. September 1938 aus der Ortsgruppe Bensen bei Hessisch Oldendorf zeigt, wie Köllings dortiger Amtskollege dem vorgeschriebenen Konzept folgte:

Nach dem gemeinsamen Anhören einer Führerrede

„erteilte der Ortsgruppenleiter dem Schulungsleiter das Wort zu einem Vortrag über Rassenlehre. Recht anschaulich und für jedermann verständlich führte Pg. Nolting aus, daß Rassenmischung Rassensünde und Rassenschande ist.“

 

 

13. Dezember 1938

Kölling spricht in Anwesenheit des Kreisschulungsleiters als erster Redner über

die außen- und innenpolitischen Ereignisse vom letzten Frühjahr bis jetzt und ihre Auswirkungen im nationalsozialistischen Großdeutschland […]

 

==================================== Hintergrund =====================================

Die wesentlichen außen- und innenpolitischen Ereignisse des Jahres 1938 waren:

Einmarsch deutscher Truppen in Österreich und „Anschluss“ der „Ostmark“ - Baubeginn des „Westwalls“ - Nach militärischer Erpressung: „Münchner Abkommen“ und Einmarsch deutscher Truppen in das Sudetenland - Zwang für die Juden zur Annahme jüdischer Vornamen - Reichspogromnacht gegen jüdische Wohn- und Geschäftshäuser und Synagogen - „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ - Ausschluss aller jüdischen Schüler von staatlichen Schulen.

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[12] SZ v. 29.11.37

[13] SZ v. 25.05.38

[14] Carl-Wilhelm Reibel, Das Fundament der Diktatur: die NSDAP-Ortsgruppen 1932 - 1945. Paderborn, München u.a. 2002, S. 130 f., 180

[15] SZ v. 13.06.39