Hessisch Oldendorf

Vermischte Beiträge zur Stadt- und Regionalgeschichte

Kalenderblätter Teil 1

März 1937: Schweine in der Stadt

Hess. Oldendorf.

Bei der am 3. März durchgeführten  S c h w e i n e z ä h l u n g  wurde festgestellt: Zahl der Haushaltungen mit Schweinen 231. […] Gesamtzahl der Schweine 738 […]

Schaumburger Zeitung v. 06.03.1937

März 1887: Gegen die verderbliche Sozialdemokratie

Das Umsichgreifen der Sozialdemokratie

Ueber das unaufhaltsame Anwachsen der Sozialdemokratie in Berlin - trotz Sozialistengesetzes und allen möglichen polizeilichen Unterdrückungs-, Hinderungs- und Erschwerungsmaßregeln […] - geben folgende Zahlen einen erschreckenden Ueberblick:

Die Sozialdemokraten hatten

1867 in Berlin 67 Stimmen

1871 ———- 2058 Stimmen

1874 ——— 11279

1877 ——— 31522

1878 ——— 56147

1881 ——— 30871

1884 ——— 68582

1887 ——— 94259

[…] Wenn die Sozialdemokratie in der Progression weiter wächst, dann kann es ja nicht ausbleiben, daß ihr bei einer der nächsten Wahlen ganz Berlin zufällt. - Berlin, die deutsche Kaiserstadt, im deutschen Reichstag vertreten durch Sozialdemokraten, geschworene Feinde der Monarchie, Republikaner! 

Nicht besser steht es in den anderen großen Städten, wie Hamburg, Altona, Elberfeld, Breslau. Wo die Großindustrie ihr Domizil aufgeschlagen hat und die Arbeiter massenweise heranzieht, da entfaltet auch die Sozialdemokratie unaufhaltsam ihre Herrschaft. […]

Daß die Sozialdemokratie auch mit den strengsten Polizeimaßregeln nicht zu besiegen ist, dürfte nunmehr zweifellos sein; umsomehr sollte man nun mit aller Energie die positiven, sozialen Reformen zum Schutze der Arbeiter in Angriff nehmen. Dazu gehört aber auch die Schaffung von sozialen Einrichtungen, welche die jugendlichen Arbeiter wieder unter erziehliche Einflüsse stellen, statt sie wie es jetzt meist ist […] von der Konfirmation ab auf Arbeitssaal, Schlafstelle, Straße und Kneipe anzuweisen. […]

A u c h  i n  d e r  G r a f s c h a f t  sind zum ersten Mal die Sozialdemokraten auf dem Kampfplatz getreten. Soll dieser Geist des Umsturzes nicht weiter um sich greifen, so ist es die Pflicht aller Reichstreuen,  die Schaumburger Zeitung immer mehr zu verbreiten, damit durch Belehrung die Leute aufgeklärt werden und die Schaumburger politisches Verständniß bekommen […]. Zeitungen wie die  M i n d e n e r  Z e i t u n g  und ähnliche Blätter, welche nur den Sozialdemokraten in die Hände arbeiten, müssen verdrängt werden.

In einem Wirthshaus,  i n  w e l c h e m  s o l c h e  B l ä t t e r  a u s l i e g e n, 

s o l l t e  k e i n  R e i c h s t r e u e r  v e r k e h r e n 

und dafür die Schaumburger Zeitung verlangen [...]

Kreisblatt / Schaumburger Zeitung v. 01.03.1887

Februar 1877: Tod durch Schnaps und Kalk

Kreisblatt f. d. Grafschaft Schaumburg v. 06.02.1877

Januar 1887: Gemütliche Zeiten

Schaumburger Zeitung / Kreisblatt f. d. Grafschaft Schaumburg v. 04.01.1887

Januar 1877: Wahlkampf überflüssig

R i n t e l n,  2. Januar. Während in anderen Städten schon lebhaft für die am 10. d. M. bevorstehenden Reichstagswahlen agitirt wird, herrscht in dem hiesigen Wahlkreise noch immer die größte Stille … Die größte Mehrheit der Wähler im hiesigen Kreise hält nämlich an ihrem bisherigen Reichstagsabgeordneten, Herrn Dr. Fr.  O e t k e r  fest. 

Es dürften daher Wahlversammlungen gegenwärtig als überflüssig erscheinen, zumal von einer Aufstellung eines Gegencandidaten bis jetzt nichts verlautet. Wenn kurz vor der Reichstagswahl hier und in den übrigen größeren Orten des Wahlkreises Versammlungen zur Verständigung abgehalten werden, so dürfte dies genügen, um dasselbe Wahlresultat wie vor drei Jahren zu erreichen, nämlich die Wahl des Herrn Dr. Fr.  O e t k e r  zum Reichstagsabgeordneten unseres Wahlkreises. …

Kreisblatt f. d. Grafschaft Schaumburg v. 02.01.1877

Dezember 1956: Beruhigendes zur Atombombe

Aus dem Vortrag des Luftschutz-Verbandes im "Gasthof Zum Löwen" in Rinteln:

Gegen die radioaktive Strahlung einer in 600 m Entfernung detonierenden Uranbombe z.B. schützt eine 60 cm starke Betonwand völlig; den gleichen Dienst erweisen mehrere hintereinander liegende schwächere Wände dem Menschen. Mit der zunehmenden Enfernung vom Explosionsort nimmt die Wirkung der Bombe schnell ab.

Schaumburger Zeitung v. 17.12.1956

Dezember 1876: Hygiene vor 140 Jahren

Auszug 

aus dem Beschlußprotokolle des Stadtraths zu  R i n t e l n, am 13. Decbr. 1876.

[…] Der Antrag auf Erlaß einer Polizei-Ordnung betr. die Nichtbenutzung der Gossen zu Bequemlichkeitsanlagen in Wirthschaften bis zur nächsten Sitzung zurückgelegt.

Kreisblatt für die Grafschaft Schaumburg v. 15.12.1876

Kommentar

Worum geht es hier? „Bequemlichkeit“ war der schamhafte Ausdruck für „Toilette“, „Abort“, „Abtritt“. Es geht hier also darum, den Gastwirten zu verbieten, die Abwässer der Pinkel-Becken direkt in den Rinnstein zu leiten.

Daraus folgt, dass solches durchaus üblich war. Und auch anderswo!

Im Amtlichen Bericht der Königlich Preußischen Sanitäts-Commission „Die Cholera-Epidemie zu Berlin im Jahre 1866“ findet sich u.a. dieses Beispiel:

In dem Winkel […] befindet sich ein Pissoir; ein zweites ist im Hausflur, neben dem Eingang zu einem Bierlocale. […] die  r e i c h l i c h   b e n u t z t e n   Pissoirs führen in einen offenen Rinnstein, der den Inhalt nach dem Königsgraben führt.

Übrigens wurde die Angelegenheit in der „nächsten Sitzung“ nicht mehr erwähnt. Man ließ es wohl weiter "laufen".

November 1876: Trennung von Justiz und Verwaltung

Aus dem Fürstenthum Lippe schreibt man der Ztg.: Wir erfahren aus sicherer Quelle, daß unserm Lande Reformen von größter Tragweite bevorstehen. Es soll nämlich in der Absicht der Regierung liegen, um der demnächstigen Einführung der Reichs-Justizgesetze die Wege zu ebnen, dem nächsten Landtage einen Gesetzentwurf vorzulegen, nach welchem die bis jetzt noch leider mit einander verbundenen Institute der Justiz und Verwaltung gänzlich von einander getrennt werden. Die Klagen über das Verkehrte dieser unnätürlichen Verbindung sind so alt, wie jene selbst, und waren sie in früheren Zeiten nicht so laut, wie sie später erhoben wurden, so lag das eben an der damaligen patriarchalischen Regierungsweise und auch wohl darin, daß wegen der mangelnden Preßfreiheit manche Ungeheuerlichkeiten nicht an das Licht der Oeffentlichkeit gezogen werden konnten und durften. […]

Kreisblatt für die Grafschaft Schaumburg v. 17.11.1876

November 1936: Feier des Hitler-Putsches

Würdige Gedenkfeiern in den Ortsgruppen des Kreises

Der Geist der Helden vom 9. November 1923 wirkt lebendig in uns fort

Auch in Hess. Oldendorf wurde der 9. November würdig begangen. Sämtliche Behörden, auch viele Privathäuser, zeigten Flaggenschmuck. Die Betriebsführer versammelten ihre Gefolgschaften, die Schulleiter ihre Schüler um sich, um des Tages zu gedenken. Seitens der Ortsgruppe der NSDAP war die Feierstunde auf den Abend gelegt. Die Gliederungen füllten bald zusammen mit den übrigen Volksgenossen den geräumigen, für diese Veranstaltung stimmungsvoll hergerichteten Saal des Raatskellers. Der Fahneneinmarsch und ein Vorspruch der HJ leitete über zu der Gedenkrede des Pg. Dr. Walpert. Nach dem gemeinsam gesungenen Liede vom guten Kameraden und einem Sprechchor wurden durch SS-Sturmführer Siepmann unter dumpfem Trommelwirbel die Namen der ermordeten Streiter vom 9. November in München und diejenigen des Gaues Westfalen/Nord verlesen. Das Schlußwort sprach OGL. H. Gellermann. Es endete mit der Führerehrung und dem Gesang des Horst-Wessel-Liedes.

Schaumburger Zeitung v. 11.11.1936

Kommentar:

Am 8./9. Nov. 1923 versuchten Adolf Hitler und Erich Ludendorf mit ihrer Gefolgschaft gewaltsam die Macht in Bayern und im Reich an sich zu reißen. Ihr Marsch auf die Münchner Feldherrnhalle am 9.11. scheiterte im Kugelhagel; 4 Polizisten, 15 Putschisten und ein Unbeteiligter kamen ums Leben. Diese letztgenannten 16 Männer wurden danach von Hitler und seinen Anhängern als "Blutzeugen der Bewegung" verehrt. Nach der Machtübergabe 1933 fanden jährlich am 9. November theatralische Totenfeiern statt. Ab 1939 war der 9. November auch staatlicher Feiertag.

September 1956: Der Osten muss wieder deutsch werden.

[...] Zum ersten Male trafen sich an die 1000 ehemalige Bewohner des schlesischen Kreises Groß-Wartenberg, für den der Kreis Grafschaft Schaumburg gestern offiziell die Patenschaft übernahm, in unserer schönen alten Kreisstadt [...]

Wir Schaumburger [...] wissen uns eins mit ihnen in der Forderung, daß getilgt werden muß das Unrecht, das unseren ostdeutschen Brüdern und Schwestern angetan wurde, und daß wieder deutsch werden muß das schöne und reiche Land im Osten, das erst von Deutschen mit Schweiß und Blut zu dem gemacht wurde, was es war, [...] und wenn für den deutschen Osten der Tag der Freiheit anbricht, wird es an uns sein, unseren Groß-Wartenberger Freunden den Weg nach Hause zu ebnen [...]

Stellv. Landrat Rudibert Schneider MDL erneuerte [...] das Bekenntnis zur Heimat im Osten: Die Vertriebenen werden niemals auf die Heimat verzichten und werden, nachdem die Welt ihre Bitte, sie in Frieden an die Stätte der Väter heimkehren zu lassen, nicht erfüllt hat, ihre Forderung erneuen.

Sie sind bereit, zu ihrer Erfüllung jedes Mittel in Anspruch zu nehmen, wenn die Verantwortlichen ihre Forderung überhören. Die mit dem Blut der Brüder getränkte Heimaterde legt ihnen die Verpflichtung auf, alles für sie zu tun [...]

Schaumburger Zeitung v. 10.09.1956

August 1896: Schützenfest in Rinteln

Rinteln, 10. August

[…] Um 1 Uhr begann das Festessen […]

Die Speisefolge lautete:

Fleischbrühe mit Klößen. Zungen-Ragout. Steinbutt mit Butter und Kartoffeln. Schneide-Bohnen mit gekochtem Schinken und Hering. Rehbraten, gesüßte Früchte und Salat. Süßspeise.

Den ersten Toast brachte Herr Landrat von Ditfurth: er freue sich, daß die edle Schützenkunst in Rinteln zu neuem Leben erwacht, die doch mitberufen sei, unser Volk wehrhaft zu erhalten zum Schutze für Thron und Vaterland, für Haus und Hof.

Diese Aufgabe der Schützenvereine lenke die Gedanken auf den ersten Schützer des Reichs, der sein Volk zum Schutze des Vaterlandes zusammenrufe, Seine Majestät Kaiser Wilhelm II. lebe hoch! hoch! hoch! Stehend wurde die erste Strophe der Nationalhymne gesungen.


Schaumburger Zeitung v. 11.08.1896

Juni 1926: Fürsten-Enteigung gegen Gottes Gebot

Der Fürstbischöfliche Delegat und Berliner Weihbischof Dr. Deitmer, veröffentlich einen Aufruf, in dem es u.a. heißt:

„Bei allem Mitgefühl für die Not des Volkes und bei allem Verständnis für die Volksabstimmung muß doch mit Offenheit erklärt werden, daß die Grundsätze des Eigentumsrechts, die in der natürlichen, sittlichen Ordnung begründet, und durch Gottesgebot geschützt sind, auch in solchen Zeiten tiefgehender Verwirrung und Aufregung unverändert in Geltung bleiben und stürmische Zeiten überdauern müssen als Grundlage gesunder Ordnung im privaten, Familien- und Gemeinschaftsleben. Da der Volksentscheid eine entschädigungslose Enteignung der Fürsten ohne Untersuchung, was Privat- und Staatseigentum ist, fordert und damit zweifellos Privateigentum enteignen will, widerspricht er dem Sittengesetz. Eine Stimmabgabe mit „Ja“ ist demnach unsittlich und unchristlich.“

Schaumburger Zeitung v. 19.06.1916

Kommentar

Die in der Revolution von 1918 entmachteten deutschen Fürstenhäuser verlangten nach Inkrafttreten der Weimarer Verfassung die Rückgabe ihrer beschlagnahmten Ländereien und anderer Vermögenswerte. Im Unterschied zu den Habsburgern in Österreich waren die deutschen Fürsten nicht per Gesetz enteignet worden. Deshalb waren sie vor Gericht zunehmend erfolgreich. Die Forderungen beliefen sich auf eine Summe von 2,6 Mrd. Mark. In Mecklenburg-Strelitz machten z.B. die Flächen, die das ehemals Großherzogliche Haus zurück forderte, 55% der Landesfläche aus.

Als Reaktion darauf initiierten SPD, KPD, Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund, Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und andere Organisationen ein Volkbegehren zur Erreichung einer Volksabstimmung. Das Volksbegehren war erfolgreich. 

Der unterlegte Gesetzentwurf sah vor, „das gesamte Vermögen der Fürstenhäuser, ihrer Familien und Familienangehörigen … zum Wohle der Allgemeinheit ohne Entschädigung“ zu enteignen. Das enteignete Vermögen sollte verwendet werden „zugunsten a) der Erwerbslosen, b) der Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen, c) der Sozial- und Kleinrentner, d) der bedürftigen Opfer der Inflation, e) der Landarbeiter, Kleinpächter und Kleinbauern durch Schaffung von Siedlungsland auf dem enteigneten Landbesitz.“ Die Schlösser sollten „insbesondere zur Errichtung von Genesungs- und Versorgungsheimen … sowie von Kinderheimen und Erziehungsanstalten“ verwendet werden.

Die Schaumburger Zeitung veröffentlichte den obigen Artikel einen Tag vor dem Volksentscheid vom 20.06.1926, stellte sich damit zum wiederholten Mal auf die Seite der Enteignungsgegner und nahm Einfluss auf die Leserschaft.

Bei der Abstimmung lauteten 92,7% aller abgegebenen Stimmen auf „Ja“. Da aber die Wahlbeteiligung nur bei 36,40% lag, war der Volksentscheid gescheitert. Für einen Erfolg fehlten gut 5,4 Mio Stimmen. 

Juni 1916: Kriegsgefangene 

Die Inspektion der Gefangenenlager macht folgendes bekannt:

Bei den sich in letzter Zeit auffallend machenden Fluchtversuchen der Kriegsgefangenen ist wiederholt festgestellt worden, daß die Fluchtversuche durch mangelnde Überwachung der einzeln gestellten Gefangenen durch ihre Arbeitgeber gefördert oder verursacht sind. Statt die Gefangenen nach der Arbeit am Unterkunftsorte festzuhalten und nötigenfalls einzuschließen, ist gestattet worden, daß die Gefangenen in die Wirtschaften gegangen sind, dort gezecht und Karten gespielt oder daß sie sich mit Mädchen herum getrieben haben.

Um diesem Unfug ein Ende zu machen, wird folgendes bestimmt:

Arbeitgeber[n], die ihre Gefangenen nicht in Ordnung halten, werden diese entzogen. Gastwirtschaften, in denen Kriegsgefangenen geistige Getränke verabfolgt werden, werden geschlossen, gegen die Wirte wird das Concessionsentziehungsverfahren eingeleitet, die Namen der Mädchen, die sich mit Kriegsgefangenen einlassen, werden veröffentlicht. Sind sie unter 17 Jahren, so wird auch die Einleitung der Fürsorgeerziehung gegen sie in Aussicht genommen. […]

Rinteln, den 4. Juni 1916.

Der Königliche Landrat

von Ditfurth


Schaumburger Zeitung v. 06.06.1916

Mai 1876: Nicht ohne jüdische Händler

 

 

 

 

SZ v. 14.05.1876

Kommentar

Wie selbstverständlich wurde Rücksicht auf einen jüdischen Feiertag genommen. Das zeigt, dass jüdische Händler für solche Märkte sehr wichtig waren und ihre Teilnahme im Interesse der Marktbesucher lag.

59 Jahre später wurden in Hessisch Oldendorf auf Veranlassung von NS-Ortsgruppenleiter Heinrich Gellermann jüdische Händler vom städtischen Viehmarkt ausgesperrt.

1. Mai 1936: Wahre Volksgemeinschaft

Hess. Oldendorf

Der 1. Mai wurde auch in unserer Stadt würdig gefeiert. Der Vorabend bildete mit dem Einholen des Maibaumes und dem Aufrichten auf dem Schützenplatuz durch die gesamte Jugend unserer Stadt den Auftakt. Eine Ansprache des OGL. [Ortsgruppenleiters] Gellermann, der gemeinsame Gesang des Liedes „Der Mai ist gekommen“, Volkstänze, die durch den BDM. und das Landschuljahr ausgeführt wurden, und der Abschluß mit der Führerehrung und den Nationalliedern gaben diesem Auftakt ihr Gepräge.

Am Nationalfeiertag morgens 6 Uhr weckte Trommelwirbel die Bevölkerung. Bald kam Leben in die Stadt. Wie auf Kommando erschienen die Fahnen und Fähnchen an den Häusern und die Tannen wurden aufgerichtet. […] Um 8 Uhr versammelte sich wieder die Jugend auf dem Marktplatz zur Jugendkundgebung. Sie marschierte zum Schützenplatz. Eine kurze Ansprache des Führers der HJ., Pg Samsen, leitete über zur Uebertragung aus Berlin. Die Hauptkundgebung begann um 11.30 Uhr. Hierzu sammelten sich alle Belegschaften mit ihren Betriebsführern an der Spitze zum gemeinsamen Abmarsch zum Schützenplatz. Dem stattlichen Zuge voran schritt die Kapelle der hiesigen Feuerwehr. Es folgten die Fahnen der Organisationen, die Belegschaften, die Jugend und eine Abteilung SS. Man nahm Aufstellung um den Schützenplatz. OGL. Gellermann gedachte in einer kurzen, markigen Eröffnungsansprache des Tages. Bis zur Uebertragung aus Berlin führten wie am Vorabend etwa 100 Mädel des BDM. und des Landschuljahrs anmutige Volkstänze auf. Dann kam die Uebertragung aus Berlin, ein herrliches Miterleben der großen Veranstaltung in der Reichshauptstadt, eine Stunde wahrer Volksgemeinschaft. In das Siegheil auf den Führer stimmte jeder begeistert ein. Der Gesang der Nationallieder brauste aus 1000 Kehlen über den weiten Platz. Nachmittag und Abend verbrachten die Angehörigen der verschiedenen Belegschaften in engster Gemeinschaft in den Gaststätten. Es war wieder ein Tag der Freude.  

Schaumburger Zeitung v. 02.05.1936