Hessisch Oldendorf

Kriegs- und Kriegerdenkmäler

Hessisch Oldendorf 1914-18 / 1939-45

 

 

 

Ehrenmal in der Rosenstraße für die Opfer

des Ersten und Zweiten Weltkrieges.

Errichtet 1933.

Erweitert 1963.

Inschriften: 

Die links und rechts im Pfeiler unter einem Tatzenkreuz eingelassenen Platten tragen die Namen von 86 Gefallenen aus den Kriegsjahren 1914-1918 

 

Der linke Seitenflügel zeigt die Inschrift 

DEN GEFALLENEN AN

DEN FRONTEN UND DEN

OPFERN IN DER HEIMAT

1939 +++ 1945

darunter die Worte des Paulusbriefes 2 Korinther 4,8-10 

 

Auf dem rechten Seitenflügel umrahmt ein stilisiertes Kreuz den Satz 

ZUR BLEIBENDEN MAHNUNG AN UNSERE DEUTSCHE HEIMAT IM OSTEN 

"Fabelhafte Billigkeit"

Auf Initiative des örtlichen Kriegervereines konstituierte sich 1932 ein „Denkmalausschuss“ unter Vorsitz des Schuhfabrikanten Karl Krückemeyer und stellte im Dezember den Antrag zum Bau eines Ehrenmales für die Gefallenen des Weltkrieges. Die Kommission hatte zwei unterschiedliche Entwürfe diskutiert, einen vom Hamelner Steinmetzen Bernhard Joseph Waterbeck und einen vom Architekten Almstedt, der leider nicht erhalten ist. Nach kontroverser Debatte entschied man sich mit 16 zu 14 Stimmen bei 2 Enthaltungen für Waterbecks Entwurf einer stehenden Soldatenfigur.

Erst danach schaltete man den Landeskonservator Prof. Siebern ein, der dann an einer weiteren Sitzung im Januar 1933 teilnahm. Er äußerte sich dabei sehr skeptisch über die Entscheidung und schlug vor, eine einfachere Ausführung mit einem Findling zu wählen. 

Sprecher der unterlegenen Minderheit war Kaufmann Markus Jenner, führendes Mitglied der NSDAP-Ortsgruppe. In einem Brief an Magistrat und Kommission erhob er persönliche Angriffe gegen andere Ausschussmitglieder und legte einen eigenen Entwurf vor: "nur ein schlichter einfacher Findling mit Widmungstafel“. Außerdem sammelte er Unterschriften gegen das beschlossene Denkmal. Offenbar schrieb er auch an den Regierungspräsidenten in Hannover, denn dieser forderte den Bürgermeister zum Bericht auf. 

Bürgermeister Dr. Blancke reagierte sehr distanziert. Er gehöre der Kommission nicht an, „da ich kein Freund von dieser Art Denkmälern bin.“ Er sei stets dafür eingetreten, ein Ehrenmal mit dem Bau einer Turnhalle oder Friedhofskapelle zu verbinden. Da dies aber aus finanziellen Gründen zurück gestellt worden sei, hätten „die maßgeblichen Kreise des Kriegervereins sich nicht mehr halten“ lassen. „Während ich mich im Krankenhause befand, ließen sie sich von einem Herrn Waterbeck einen Denkmalsentwurf anfertigen, der zum Teil wohl durch seine fabelhafte Billigkeit bestach. Die Gelder, die der Kriegerverein im Laufe der Jahre gesammelt hatte, reichten aus, um das Denkmal fertigzustellen.“ Der Mehrheitsbeschluss der Kommission müsse jedoch respektiert werden und er verurteile, dass „Herr Jenner Unterschriften gegen das beabsichtigte Denkmal sammelt und auch sonst dagegen Stimmung macht.“

In einem schriftlichen Gutachten bekräftigte der Provinzialkonservator seine Einwände gegen Joseph Waterbecks künstlerische Kompetenz und das geplante monumentale Soldatenrelief. Er stellte die Frage, ob nicht „mehr sinnbildlich eine trauernde Frauengestalt angebracht werden soll. Die Darstellung eines Soldaten pflegt leicht einen genrehaften Charakter anzunehmen.“ Er zog seine Bedenken erst zurück, nachdem ihm versichert wurde, dass Waterbecks Bruder, der anerkannte Bildhauer August Waterbeck in Hannover, „seinem Bruder behilflich“ sein werde. 

Nach einigen Änderungen konnte Joseph Waterbeck das Projekt durchführen. Er wählte Sandstein für das Relief und die Schrift und blau-grauen Kalkstein aus dem „Riesenberg-Steinbruch“ für den Pfeiler. Davon versprach er sich „eine einheitliche monomentale (sic!) Wirkung.“ 

Es ist eine bittere Ironie der Geschichte, dass Bürgermeister Dr. Blancke jenen Markus Jenner, über den er dem Regierungspräsidenten schrieb: „Herr Jenner ist im übrigen dafür bekannt, daß er überall Zwietracht sät“, wenig später nach der so genannten Machtergreifung der Nazis als Stellvertretenden Bürgermeister zur Seite gestellt bekam.

Zustand 1943. Im Hintergrund die ehem. Jugendherberge, dann "Landjahrheim".

Erweiterung erst 1963

Ein Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges ließ lange auf sich warten. Es war die „Interessengemeinschaft der Ostvertriebenen“, die sich schon früh bemühte, ein „Ehrenmal für die verstorbenen Flüchtlinge“ zu erlangen. Ein entsprechender Antrag wurde Anfang 1950 vom Stadtrat abgelehnt, weil „die Toten des letzten Krieges in ihrer Gesamtheit geehrt werden“ sollten. Bei der Planung zum Neubau der katholischen Kirche an der Schilfstraße im selben Jahre war dann vorgesehen, im Kirchturm „eine Gedächtnisstätte für die gefallenen und erschlagenen Ostvertriebenen“ zu schaffen. Dies erfolgte auch, und die Vertriebenen mehrerer Oberschlesischer Gemeinden brachten dort Namenstafeln ihrer Gefallenen und Umgekommenen an. 

Im Juli 1950 berichtete die Schaumburger Zeitung noch einmal, dass die Interessengemeinschaft der Ostvertriebenen mithilfe gesammelter Spendengelder in Hessisch Oldendorf ein Ehrenmal errichten wolle. „Die Pläne liegen bereits vor, doch ist der Platz bisher noch nicht festgelegt.“

Erst 1963 entstand die Erweiterung des Denkmals in der Rosenstraße. Sie enthält auch eine Kassette mit Pergamentblättern, auf die Schülerinnen und Schüler der damaligen Mittelschule die Namen der im Zweiten Weltkrieg gefallenen und vermissten Oldendorfer sowie jene der umgekommenen Angehörigen der Vertriebenen geschrieben haben.

Die ermordeten und in die Flucht getriebenen Oldendorfer Juden blieben unerwähnt.

Quellen:

- NLA Bückeburg, Dep. 59 Nr. 2178

- Schaumburger Zeitung, Rinteln, 24.01.1950; 04.03.1950; 14.04.1950; 15.07.1950

- Stadt Hessisch Oldendorf (Hrsg.): Hessisch Oldendorf 750 Jahre. Hameln 1983, S. 42

Foto: Verfasser 2013

Abbildung: www.ansichtskarten-center.de